Historie
Die Vorgeschichte:
Der Ort Lauscha wurde erstmalig am 10. Januar 1597 urkundlich erwähnt und befand sich weitab jeglicher Siedlungen in den Tiefen des Thüringer Waldes.
Hier gab es alle benötigten Rohstoffe für die Herstellung von Glas, das den Namen Lauscha so bekannt machte und den „Lausch`nern“ über Jahrhunderte Arbeit gab.
Die Abgeschiedenheit des Ortes und die Armut der Glasmacher machten es erforderlich, naturgebundene Heilmethoden für die verschiedenen Erkrankungen anzuwenden. Einige sind heute noch überliefert; bekanntes Beispiel sind die Heilmittel der Oberweißbacher Balsamträger und Olitätenhändler, auch „Buckelapotheker“ genannt.
Darüber hinaus blieb die Heilkunde in dieser Region lange den Badern vorbehalten. 1792 übernahm Bader Greh die Krankenversorgung von Steinach und Lauscha, in der ersten Hälfte des 19.Jh. durfte der Wundarzt Hager aus Steinach die erste „Notapotheke“ halten.
Apotheker der Wald-Apotheke:
1865 wurde die Erlaubnis für eine Filialapotheke in Steinach erteilt, die die Bewohner des Waldgebietes mit Arzneien versorgen sollte. Diese hatten jedoch einen „fast unglaublich kleinen Bedarf an Medikamenten“, so Apotheker Gustav Engelhardt, dass dieser nebenbei noch mit anderen Artikeln handeln musste. Durchschnittlich 13 anzufertigende Rezepturen pro Tagen brachten einen Jahresumsatz von ca. 4500 Mark.
Ende der 80er Jahre wurde auf Engelhardts Gesuch die Erlaubnis für eine Filialapotheke in Lauscha erteilt. Am 1.Oktober 1890 erhielt Lauscha nach fast 300jährigem Bestehen eine eigene Apotheke.
1892 übernahm Apotheker Richard Thiel die Engelhardtschen Apotheken in Steinach und Lauscha.
Thiel besaß in der Nähe von Chemnitz eine „Fabrik feinster Liquere“ und aufgefundene Destillieranlagen und Gerätschaften lassen vermuten, dass er sich auch in Lauscha der Destillierkunst widmete. Überdies muss er alten Revisionsberichten zufolge seine Apotheke musterhaft geführt haben, was sich nach seinem Tod 1912 leider änderte.
Nach mehreren Verwaltern wurde die Apotheke geschlossen. Erst am 1.September 1915 eröffnete sie erneut, nach dem Apotheker Dr. Richard Schulz sie für 50 001 Mark von der Thielschen Familie erworben hatte. Bis zu seinem Tod 1945 war er Besitzer der Apotheke, in den letzten sechs Jahren wurde sie jedoch von seinem Sohn Reinhard Schulz geführt. Nachdem dessen Konzession 1946 nicht verlängert wurde, verließ er Lauscha. Die Familie Schulz hinterließ der Apotheke jedoch ihren heutigen Namen – Wald-Apotheke Lauscha, für den sie sich in den 20er Jahren entschieden hatte.
Die private Führung wurde 1946 an Apotheker Karl Schulz übergeben, der übrigens in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zu seinen Vorgängern stand. Der aus dem Sudetenland stammende Schulz fand in Lauscha eine neue Heimat und führte die Wald-Apotheke bis zu seiner Pensionierung 1967. Danach wurde die Apotheke verstaatlicht und mit der Leitung Herr Oskar Steindl betraut.
Bis 1990 versorgte Pharmazierat Steindl mit seinen Mitarbeitern, darunter seine Ehefrau Inge, zwei pharmazeutische Zentren der Region mit Sterilzubereitungen. Er steuerte die Wald-Apotheke durch die Herausforderungen der Wiedervereinigung und privatisierte die Apotheke.
Im Sommer 2000 erlag PhR Steindl einer kurzen, schweren Krankheit, welche die unverzügliche Verwaltung der Apotheke erforderlich machte. In dieser Zeit erprobte sich Apothekerin Claudia Heßler als Verwalterin, um die Wald-Apotheke dann zum 1.Mai 2001 zu übernehmen.
Das Apothekengebäude:
Das Gebäude der Apotheke musste im Laufe der Zeit mehrfach um- und ausgebaut werden, um den Anforderungen gerechtzu werden. Das zunächst einstöckige Haus wurde Ende des 19.Jh. um eine 2. Etage erweitert, worin Apotheker Thiel ein kleines Heimatmuseum unterhielt. Für 50 Pfennige konnte man u.a. ein liebevoll zusammengestelltes Rokokozimmer oder eine „Gute Stube“ besichtigen.
Um die Jahrhundertwende baute man zusätzliche Labor- und Kellerräume sowie Drogen- und Vorratskammern an. 1918 wurde Lauscha von einer Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Der damals offen im Keller fließende Bach überschwemmte alles und musste sich daher eine vollständige Einbetonierung gefallen lassen.
Nach der Verstaatlichung 1967 veränderte sich die Außenansicht ebenso wie die Inneneinrichtung, letztere musste besonders den gestiegenen Arzneimengen und den qualitativen Anforderungen gerecht werden. Im Anbau entstand ein Sterillabor, in welchem zuletzt jährlich ca. 20 000 Augen- und Nasentropfen hergestellt wurden.
Mit der Wiedervereinigung und der Erweiterung des Arzneimittelmarktes um zahlreiche industriell hergestellte Medikamente verlor die aseptische Produktion ihre Bedeutung. Einzelanfertigungen erfolgten damit in einer neu eingerichteten Rezeptur. Die Offizin sowie der Backofficebereich wurde vergrößert und den zunehmend wichtiger werdenden Aufgaben Patientenberatung, Selbstmedikation, Freiwahlsortiment und computergestützte Warenwirtschaft angepasst.
Nach dem Verkauf des Gebäudes durch Frau Steindl konnte Frau Heßler mit dem neuen Eigentümer 2014 die lange geplante Sanierung der unteren Etage des Anbaus realisieren. Damit wurde Platz geschaffen für einen modernen Rezeptur- und Laborbereich, der den neuen hygienischen und GMP-Anforderungen entspricht.